Durststrecke
Das Virus hat uns einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir haben immer noch keine Genehmigung für die Brauerei. In den Behörden wird wie in anderen Ländern unter erschwerten Bedingungen gearbeitet. Unser Antrag wurde im Mai vom zuständigen Amt gestempelt und gilt somit offiziell als eingereicht. Laut unserem Ingenieur gibt es ein neues Gesetz, das besagt, dass ein Antrag, der nach fünf Wochen nicht bearbeitet ist, als genehmigt gilt. Uns wäre eine anständige Genehmigung deutlich lieber. Im Moment können wir sowieso noch nicht brauen, da die Anlage noch nicht betriebsbereit ist. Paul macht sämtliche Vorbeitungsarbeiten alleine, um Geld zu sparen. Zur Tourismussaison sind wir aber bestimmt fertig.

Das Testbier schmeckt
Pauls Lieblingsbier ist Weißbier oder Hefeweizen, das in Deutschland vor allem im Sommer extrem beliebt ist. Es ist erfrischend, fruchtig und hat etwas mehr Kohlensäure als andere Biere. Ein leichter Geschmack nach Banane ist typisch für die von ihm verwendete Hefe von Weihenstephan. Die Klosterbrauerei Weihenstephan liegt in Bayern und wurde vor fast 1000 Jahren gegründet. Sie ist somit die älteste Brauerei der Welt und unter anderem beherbergt sie eine umfassende Hefebank. https://www.weihenstephaner.de/die-brauerei/historie/
Paul braut regelmäßig auf seiner Versuchsanlage. Gebraut wird mit Quellwasser aus Korpi. Korpi ist ein kleiner Ort bei Vonitsa. Leider hat vor ein paar Jahren Nestlé die Quellnutzung übernommen. Das Gute: Beim alten Kurzentrum kann man weiterhin kostenlos Wasser holen. Traditionell beliefern kleinere Tankwagen die Lefkader mit dem guten Wasser. Im Gegensatz zu den Abermillionen Korpi-Plastikflaschen von Nestlé schonend für die Umwelt.

Die Chefin bäckt
Bislang war Paul beim Backen vorne. Ich koche lieber. Für The Brewery habe ich aber von Anfang an Pizza, Pinsa, Flammkuchen etc. geplant. Pikantes Gebäck passt sehr gut zu Bier. Die meisten mögen es und die Arbeit mit Teig ist bei Hitze angenehm. Mit meinem neuen Pizzaofen bin ich am Üben. Toll, wie schnell der Boden knusprig wird. Der Flammkuchen ist bereits perfekt. Der Boden ganz dünn. Statt Crème fraîche nehme ich Frischkäse und Sahne. Schmeckt köstlich. Natürlich wird es nicht nur Pizza geben. Die griechische Meze-Tradition, aber auch Tapas und „small plates“ haben es mir angetan. Da kann ich kreativ sein und der Gast bekommt bei jedem Besuch Überraschendes. Gute Steaks sind auch ein Thema. Paul liebt gebratenes und gegrilltes Rind und isst es am liebsten „en bleu“. Rind und Lamm bekommt man auf der Insel allerdings immer durchgebraten. Kurzgebratenes Rindfleisch hat in Griechenland, meines Wissens, keine Tradition. Gut abgehangene Steaks sind bei den Metzgern in Lefkada nicht zu bekommen. Dafür gibt es zum Beispiel wunderbares Rinderfilet, das sogar frisch geschlachtet ganz zart ist. Wir bleiben dran.

Wann gibt’s Bier?
Das wüssten wir auch gerne. Eventuell können wir Ende des Winters starten, eventuell dauert’s noch länger. Das kommt ganz auf Corona und die Behörden an. Das Projekt ist knapp kalkulert und mit solchen Anfangsschwierigkeiten konnte keiner rechnen. Wir wollen weitermachen. Aber koste es, was es wolle ist keine Option. Eher gut Ding will Weile haben. Drückt uns die Daumen, dann wird alles gut.
Gesundheit! Υγεία!